Wie ich zur Hochzeitsplanerin wurde!

In diesem Beitrag mache ich mich so richtig nackig - emotional und mit knallharter Ehrlichkeit. Erfahrt von meinen Hochs und Tiefs, worauf es ankommt und was ich jedem angehenden Weddingplaner rate!
Ein Beitrag von
Vivian Anna

Mal so richtig ehrliche Worte einer Hochzeitsplanerin? Einer Hochzeitsplanerin wie mir? 

Oft werde ich von jungen Frauen angeschrieben oder angerufen, die z.B. gerade mit der Schule fertig geworden sind, oder auch von angehenden Hochzeitsplanerinnen, die mich nach meinem Werdegang oder nach Tipps zur Ausbildung und Unternehmensgründung fragen. Daher dachte ich mir, ich erzähle euch hierzu mal etwas aus meiner ganz persönlichen Sicht!

Bevor ihr anfangt zu lesen, möchte ich darauf hinweisen, dass dies nicht nur kein klassischer Beitrag ist mit Tipps, wie ihr Hochzeitsplanerin/Hochzeitsplaner werdet (und vor allem auch bleibt). Dieser Beitrag beruht auf ehrlich gemeinten Worten, vielen Emotionen, wahren Erkenntnissen und persönlichen Erfahrungen, die ich über die Jahre machen durfte.

Zu allererst ein paar Basic-Informationen!

Bezeichnung

Der Begriff, bzw. die Berufsbezeichnung ist kein geschützter Begriff. Jeder, der also Lust hat, Hochzeiten zu planen, der kann sich so nennen. Daher gibt es sehr viele Planer und Planerinnen und wie in jeder Branche, schleichen sich auch somit ein paar "schwarze Schafe" ein oder Weddingplaner, die ihre Selbstständigkeit dann auch schnell wieder aufgeben.

Ausbildung und Studium

Es gibt einige Ausbildungen oder Studiengänge, die eine gute Grundlage an Wissen und Praxis für den Start in die Selbstständigkeit und zum Beruf der Hochzeitsplanerin/Hochzeitsplaner bieten. Zum Beispiel den Studiengang BWL, Eventmanagement oder die Ausbildungen wie Veranstaltungskauffrau/-kaufmann! Mittlerweile gibt es aber auch richtige Ausbildungen zur Hochzeitsplanerin/ zum Hochzeitsplaner mit IHK Prüfung.

Kosten

Das Gute ist, dass der Start als Hochzeitsplanerin/-planer erstmal nicht sooo schwer ist. Das liegt daran, dass wir nicht Unmengen an Ausgaben haben bzw. kein enormes Startkapital benötigt wird. Wir mieten uns in der Regel zu Beginn kein Geschäft an, benötigen kein extra Mobiliar oder müssen Personal führen.

Die ersten großen Kosten die anfallen sind in der Regel für den professionellen Website-Aufbau, die Anschaffung eines Laptops und Druckers und das Erstellen von Werbematerialien und Werbe-Maßnahmen. Natürlich gehört auch ein Auto dazu, denn wir Hochzeitsplanerinnen sind wahnsinnig viel unterwegs! Was auch noch Budgettechnisch ins Gewicht fällt, sind die spezifischen Ausbildungen und Fortbildungen für diesen Beruf. Diese werden nämlich (meines Wissens nach) nicht kostenfrei angeboten.

Das brauchst du

Jedoch um deine Firma voran zu bringen, dich am Markt zu etablieren und als Planerin/Planer auch anerkannt zu werden, erfordert wahnsinnig viel Arbeit, Geduld, Selbstdisziplin und Einsatz! Am wichtigsten ist jedoch auch, (meines Erachtens), die Leidenschaft, Vertrauen, Kreativität und ein starker Halt von Freunden und Familie. Aber auch den Anspruch an eigener Professionalität und lösungsorientiertem Denken ist wichtig. Niemand nimmt dir etwas ab!

Du bist ganz allein für deine Arbeit verantwortlich und du hast weder Zeit noch Geld um es dir leisten zu können, dich selbst zu bemitleiden, dass andere Dienstleister oder Kunden so unfair zu dir sind oder das ein Projekt gescheitert ist oder du den Auftrag nicht bekommen hast. Denn ich verspreche dir: DAS WIRD PASSIEREN!

Das musst du tun

Das klingt jetzt vielleicht total hart, aber dieser Job oder generell die Selbstständigkeit ist nichts für Zartbesaitete. Es ist ein ständiges Weiterentwickeln und Größer werden, sich neue Dinge trauen und vor allem raus finden, was DEIN USP ist! Was macht dich einzigartig und anders als die anderen Weddingplaner? Wenn du das weißt und selbst davon überzeugt bist, dann hast du die ideale Quelle, daraus dein Selbstvertrauen zu schöpfen!

Was es dir bringt

Und wenn du dem gegenüber offen bist, wirst du erkennen, welche Erfolge du aus deiner Arbeit, aber auch aus dir selber ziehst! Denn dann wird es auch passieren, dass du wunderbare neue Menschen kennen lernst, dein erstes Projekt erfolgreich wird, du Spaß an neuen Ideen hast, dein erstes Brautpaar glücklich machst, du mitten in deiner selbst geplanten Hochzeit stehst und Gänsehaut und pure Glückseligkeit verspürst! Es werden Momente kommen, wo du dich zur richtigen Zeit am richtigen Ort fühlst und du dir mit keiner anderen Sache jemals so sicher warst! Du schwitzt, rennst und "ackerst", bist im Stress, und dennoch erkennst du, dass das Endergebnis es absolut Wert war! Denn so war und ist es immer noch bei mir.

Nun möchte ich auf meinen Werdegang eingehen!

Ob ihr es glaubt oder nicht, meine erste Ausbildung machte ich zur Industriekauffrau! Ich glaube, ich war noch nie so fehl am Platz wie dort! Ich arbeitete in einer Firma, welche Systeme für Industrie-Anlagen herstellte. Ich kann euch bis heute nicht sagen,was ich da eigentlich gemacht habe! Nach dem Schulabschluss wusste ich halt nicht, wohin mit mir und meine Eltern (beide im öffentlichen Dienst, Mama Beamtin):

„Kind, du musst in den öffentlichen Dienst! Da ist es sicher!“

Jut… also irgendwas Wirtschaftliches erstmal, dann schauen wir mal weiter. Kann ja nicht verkehrt sein!

Neben also dieser Ausbildung, habe ich noch im Eventbereich gearbeitet. Na gut, ich habe in der Partyszene eines Berliner Clubs gearbeitet um das mickrige Ausbildungsgehalt aufzufüllen und begann dann aber auch relativ schnell meine eigenen kleinen Veranstaltungen zu organisieren. Man, hat das Spaß gemacht…

Etwas zu planen, was den Menschen Spaß macht und die eigenen Ideen umzusetzen! Instinktiv wusste ich: Ja, hier bin ich richtig. Ich möchte Veranstaltungen „machen“!

Anders wie wahrscheinlich bei den meisten Hochzeitsdienstleistern, hatte ich aber keinen romantischen Schlüsselmoment, der mir gezeigt hat: "Oh, Hochzeitsplanerin werden ist doch nett."

Nein, es war vielmehr ein Gefühl der "selbstverständlichen Klarheit". Als wäre dieser Wunsch schon immer da gewesen. Ich wusste, Veranstaltungen ja, aber es können nur Hochzeiten sein. Wenn, dann nur das! Ich vermute heute, dass ich selbst dieser Schlüsselmoment war.

Denn ich war schon immer sehr romantisch, emotional, nah am Wasser gebaut und für mich gibt es kein schöneres Gefühl als die Liebe! Wir werden fast jeden Tag mit äußeren negativen Einflüssen konfrontiert, ob über Nachrichten, pessimistischen Menschen, die uns nichts Gutes wollen oder uns nichts gönnen oder oder oder.

Aber die Liebe… egal wie schlecht es um uns oder der Welt steht… die Liebe gibt es immer! Sie wird immer stärker als alles andere auf dieser Welt sein. Und für mich gibt es keinen besseren Grund, genau dafür ein Fest zu organisieren!

Ich beschloss also mir sofort eine sinnvolle Ausbildung dafür zu suchen und recherchierte eine Hochzeitsplaner-Ausbildung! Puh – für mich damals noch zu teuer! Also erstmal etwas Reguläres! Es sollte eine drei-jährige Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau werden. Also suchte ich mir gezielt eine große und beliebte Hochzeitslocation aus für diese Ausbildung.  

Ehrlich gesagt, die Ausbildung war höllisch-anstrengend! Aber aus jetziger Sicht die beste Ausbildung, die ich hätte machen können. In diesen drei Jahren habe ich so viele Hochzeiten mitgenommen und so viel gelernt, wie ich es sonst nirgends getan hätte! Quasi manchmal 5 Hochzeiten an einem Tag, von der standesamtlichen Trauung am Morgen bis nachts die Lichter ausgeschaltet wurden.

Damals war es mir teilweise echt zu viel und ja, ich bin auch in der Zeit nicht selten völlig erledigt und auch mal unter Tränen nach Hause gekommen. Aber im Ganzen, habe ich das bekommen, was ich mir gewünscht habe. Die geballte Ladung Praxis-Wissen und trotz der Härte, war es eine schöne Ausbildungszeit!

Nach der Ausbildung zog ich weiter und arbeitete in einer Festanstellung in einer anderen Hochzeitslocation und betreute weiter dort die Brautpaare. Aber es sollte mich noch einmal weiterziehen, bevor ich zur Selbstständigkeit kam. Ich arbeitete danach 1,5 Jahre in einem Catering-Unternehmen im Veranstaltungsbereich und blieb den Brautpaaren auch hier nicht fern. Ich lernte also nicht nur aus Sicht einer Location Hochzeiten zu betreuen, sondern auch wie man Hochzeiten kulinarisch ausstattet.

Ich denke, dass diese ganzen Erfahrungen aus diesen verschiedenen Blickwinkeln mir einen besonderen Vorteil verschafft, bestimmte Planungsschritte besser kalkulieren zu können und wo es bei den Locations und dem Essen besonders ankommt. Während der Zeit in dem Catering-Unternehmen, beschloss ich mir nun endlich die Fortbildung zur Hochzeitsplanerin mit IHK Abschluss zu leisten! ENDLICH! Ein Traum wurde war!

Ich bewarb mich bei den Hochzeitsprofis, es folgte ein Bewerbungsgespräch am Telefon und dann kam die Zusage! JUHU! Während meiner regulären Arbeit nahm ich mir Urlaub und pendelte für die Ausbildung nach Leipzig und Köln, denn dort fand der Unterricht und die Kurse statt. Es war total aufregend. Und wisst ihr was das Beste war?

Ich saß in einem Raum voller angehender Hochzeitsplanerinnen und wir haben 8 Stunden jeden Tag in der Woche nur über Hochzeiten und Planung gesprochen! Ich war im 7. Himmel!!!

Denn mal ganz unter uns… ich glaube meinen Freunden und Familien habe ich zu der Zeit schon lange ein Ohr mit dem Thema abgekaut!

Die Ausbildungszeit lief sechs Monate insgesamt bis ich von der IHK in Köln geprüft wurde. In der Ausbildung waren die Inhalte natürlich nicht alle neu für mich, das wäre sonst gelogen. Aber die Themen wurden intensiviert und ich lernte dennoch Neues über die Unternehmensgründung, schrieb einen Businessplan und mit verschiedenen Hausaufgaben lernte ich meinen bevorstehenden Weg besser kennen. Ich erstellte erste Konzepte und wir simulierten Beratungsgespräche und heikle Situationen.

Geschafft! Wir alle halten unser IHK Zeugnis in der Hand!

Es hat Spaß gemacht sich mit anderen Planerinnen auszutauschen und abends auch mal privat auszugehen und die Städte besser kennen zu lernen. Und ja, auch tatsächlich mit den Ausbildern. Alle drei, absolut herzliche Menschen und für jede Frage hatten sie eine Antwort parat! An dieser Stelle, danke Patricia, Vincent und Michael!

Aber das besonders schöne an der Ausbildung neben der Wissensvermittlung, war das Selbstvertrauen was die drei uns gegenüber schufen. Sie waren immer ehrlich und ich denke in einigen Situationen noch oft an sie.

Ich mache bestimmt bei weitem nicht alles so, wie sie es mir geraten haben und wahrscheinlich würden sie die Hände über den Kopf zusammenschlagen, aber nach dieser Ausbildung habe ich mich wunderbar gerüstet und vorbereitet gefühlt und konnte mit voller Energie und einem guten Gefühl in die Selbstständigkeit gehen!

Und das war genau das, was ich mir von dieser Fortbildung erhofft habe. Und obwohl das jetzt auch wieder längere Zeit her ist, unterstützt man sich auch heute noch und sogar unsere Whatsapp-Gruppe unter uns Hochzeitsplanerinnen existiert noch! Es ist schön zu wissen, dass Gleichgesinnte immer ein offenes Ohr haben, obwohl unsere Ausbildungsgruppe verteilt in ganz Deutschland ihren Wohnort hat.

Ja, wie ging es dann weiter…

Ich behielt meine Festanstellung noch, ging aber auf halbtags runter! Denn obwohl die Kosten sich überschaubar halten für den Anfang, rate ich persönlich davon ab, sofort ins kalte Wasser zuspringen mit einer Vollsselbstständigkeit, sofern man keine ausreichenden finanziellen Rücklagen hat über die noch einkommensschwachen Anfangs-Monate.  Auch heute noch kriege ich mit, wie manche Planerinnen sagen:

„Steig gleich voll ein, mach dein Ding, schmeiß deinen Job. No Risk, no fun!“

Ich konnte diese Aussage so noch nie nachvollziehen und werde es auch weiterhin nicht tun. Denn das ist wirklich leichter gesagt als getan!

Ich hatte also damals noch den Halbtags-Job bei der Catering-Firma und konzentrierte mich nebenbei auf mein eigenes Business. Und meiner Meinung nach, war das der absolut richtige Weg für mich, ohne in Geldnot oder Angst zu geraten, denn da war ja noch das sichere Einkommen.

Es war einfach entspannter für mich ohne Zeitdruck. Ich wusste ja schließlich nicht, wie das erste Jahr so werden sollte und malte mir erstmal keine großen Chancen aus, gleich Hochzeiten rein zu kriegen.

Ich war ja schließlich noch Neu mit meiner Firma, unabhängig davon, ob ich schon mehrere Jahre Erfahrungen in der Hochzeitsbranche sammeln konnte.  Aber könnt ihr euch vorstellen, wie das Gefühl für mich war, als nur einen Monat später nach Website-Veröffentlichung (an dieser Stelle: Danke Vibrand Design, ihr seid die Besten!) die erste Anfrage rein kam?

Ich habe geschrien, bin durch die ganze Wohnung gehüpft und war Feuer und Flamme! Und so ging es weiter und weiter… Und auf einmal war 2019 ausgebucht!

Aber nicht nur das! Meilensteine und Projekte durfte ich erfolgreich umsetzen und erreichen! Die Corona-Zeit wurde überlebt und mitlerweile steht ein starkes Team hinter mir.

Ich bin verdammt stolz und glücklich! Aber bevor ich nun zum Schluss komme…

Das alles ist nicht allein mein Verdienst! Dass ich meinen Traumjob verwirklichen konnte, hängt damit zusammen, dass das Leben es auch gut mit mir meint und mir auf meinem Weg wunderbare Menschen begegnen ließ!

Daher Danke ich an dieser Stelle:

1. Meinen Eltern Viola und Armin, die mich immer unterstützt haben, bei jeder Ausbildung, bei jedem Fall und dass ich ihnen die Nerven rauben durfte, dass es kein sicherer Job im öffentlichen Dienst wurde.

2. Meinem Mann Christian, der seit Ausbildungsende als Veranstaltungskauffrau an meiner Seite ist, mich motiviert, aufgefangen hat und mir auch zur richtigen Zeit in den Hintern getreten hat, als ich mit allem auch mal Zweifel hatte.

3. Meiner besten Freundin Sandra. Du bist mein Ruhepol. Du gibst mir das Gefühl, dass egal was ist, es immer gut ausgehen wird und ich mich für das Richtige entscheiden werde. Dass alles einen Grund hat und nichts zu Ende geht, bevor es ein Happy End gibt.

4. Meinen Freunden und Geschwistern, die mir so viel Halt und Zuspruch geben, mich immer supporten und auch, wenn sie das Thema "Hochzeit" langsam nicht mehr hören können, dennoch IMMER ein offenes Ohr dafür haben. Ihr seid die Besten!

5. Und ich danke allen Dienstleistern, Kollegen, Ausbildern und Partnern, die ich über die Zeit kennen lernen, mit ihnen arbeiten durfte und die diesen Job und die Zusammenarbeit so schön für mich machen!

 6. Vor allem aber danke ich auch allen Brautpaaren, die mir Vertrauen schenken und ich die Ehre habe, mit ihnen diesen besonderen Tag zu gestalten!

 

DANKE!

Werbung – wegen Markennennung!

Bilder: Sandra Franke

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